Felix Kamenezkiy

Felix Kamenezkiy

Es gibt keine Menschen in der Geologie und Geophysik, die nicht in ihren Beruf verliebt wären. Felix Moiseevich Kamenezkiy, Doktor der technischen Wissenschaften, Professor des Moskauer Instituts für geologische Exploration, Spezialist auf dem Gebiet der elektromagnetischen Forschung und der Mineralienexploration, war genau so ein Mann, der sein Leben lang in seinen Beruf verliebt war.

Er hielt Vorträge über seine Forschungen auf internationalen Kongressen, pflegte kreative Kontakte zu Wissenschaftlern und wissenschaftlichen Organisationen in Deutschland, Israel und den USA. Und, wie es sich später herausgestellt hat, hat es ihm einen guten Dienst erwiesen, als im Jahre 1997 Felix Kamenezkiy als jüdischer Emigrant nach München eingewandert ist.


Auf den Namen des Direktors des Instituts für Geophysik der Universität München, Professor Heinrich C. Soffel kamen Empfehlungsschreiben von zwei deutschen Geophysikern, Professor Gottfried Porstendorfer (1929-2001) von der Bergakademie Freiberg und Professor Peter Weidelt (1938-2009) von der Universität Braunschweig. Darüber hinaus hatte Prof. Heinrich C. Soffel noch die Begegnung mit Felix Kamenezkiy 1995 in München in Erinnerung, als der sowjetische Wissenschaftler hier seinen Vortrag hielt. Also war der Empfang warm und freundlich, als Felix Kamenezkiy dem Direktor des Instituts für Geophysik in der Theresienstraße 41 einen Besuch abstattete. Kamenezkiy wurde dem Labor von Professor Elmar Schmidbauer zugeteilt. In seinem Buch "Prosa des Lebens" erzählt er, dass er zunächst mit Prof. Elmar Schmidbauer und Dr. Jean Pohl am Institut für Geophysik ein Büro teilte. Kamenezkiy machte sich mit der deutschen Terminologie vertraut, während sich die Bürokollegen von seinen Erfindungen ein Bild machen konnten. Bald entdeckte man, dass es im Labor von Professor Elmar Schmidbauer eine Apparatur zur Messung der elektrischen Leitfähigkeit von Gesteinen und Mineralien in Abhängigkeit von der Frequenz des elektromagnetischen Feldes gab. Felix Kamenezkiy freute sich: Endlich konnte man mit diesem Gerät die elektrische Leitfähigkeit und Polarisation von Gestein in einem weiten Frequenzbereich messen. 


Felix Kamenezkiy, ein Enthusiast, bezog fast das ganze Labor in diese Arbeit mit ein. Sie sättigten Stücke von Kalk- und Sandstein mit Wasser oder einem Gemisch aus Wasser und Dieselkraftstoff (dem Analogon von Erdöl), führten Experimente und Berechnungen durch. Die Koinzidenz der Berechnungen mit dem Experiment war ideal! Felix Kamenezkiy arbeitete 8-10 Stunden am Tag. Viel Zeit wurde den Doktoranden gewidmet. Und das alles ohne Bezahlung - auf freiwilliger Basis!


So entwickelte er in München die Theorie der Frequenzpolarisation des geologischen Mediums. Und 2010 wurde dort sein grundlegendes Buch "Transient Geo-Electromagnetics" veröffentlicht.


Deutsche Wissenschaftler bewunderten ein besonderes Talent von Felix Kamenezkiy: neben profundem theoretischem Wissen hatte er zwei sehr geschickte Hände. Eines Tages funktionierte die oben erwähnte Anlage zur Messung der elektrischen Leitfähigkeit von Gestein nicht mehr. Der Schlosser und der Elektriker waren im Urlaub. Die Doktoranden gerieten in Panik: Die Frist für ihre Doktorarbeiten lief ab...


Kamenezkiy zog seine Jacke aus und krempelte die Ärmel seines weißen Hemdes hoch.

"Gibt es einen Lötkolben im Labor? Haben Sie Lötzinn und Löthonig?“- Das Personal war still. 

"Dann suchen Sie zumindest eine Lupe. Ich gehe nach Hause und hole alles Notwendige: Ich habe sogar ein Spannungsmessgerät mit hohem Innenwiderstand zu Hause..."

Ein paar Stunden später versuchte er die Anlage wieder zum Leben zu bringen. Etwas gelötet, die Kontakte abisoliert, die Spannung eingestellt. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, lächelte und sagte zu seinen Doktoranden: "Es funktioniert! Wenn ich Zeit hätte, würde ich Ihnen die Legende über den Meister Levsha (russ. der Linkshänder) aus Tula erzählen, der einem Stahlfloh Hufeisen angebracht hat." 


Kamenezkiy liebte Witze und Späße sehr. Seine Frau Raissa Borissovna sagt: "Wir waren mit Felix auf einem Kongress in Amsterdam. Ich war nicht zu den Vorträgen eingeladen, aber danach machten alle eine Kanalbootfahrt. Dort stand Felix im Mittelpunkt: Witze und Scherze strömten ununterbrochen aus ihm...".

"In welcher Sprache hat er gescherzt?“, Ich habe gefragt.


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