Hermann Brenner

Der Pionier Hermann Brenner

Das Judentum in Weiden und der Region lässt sich mit Unterbrechungen bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Jüdische Familien fanden sich in Weiden, Neustadt an der Waldnaab und anderen Orten – von ihrer Präsenz kunden noch heute die Weidener Judengasse und der Neustädter Judengraben. Nach ihrer Vertreibung im 17. Jahrhundert entstand in Floß eine bedeutende jüdische Gemeinde, und einige ihrer Mitglieder begründeten um 1900 die neuzeitliche Weidener Gemeinde. Diese wuchs schnell an. Weidener Juden betrieben Geschäfte in der Innenstadt und waren im Leben der Stadt integriert. Dies änderte sich schnell mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933. Aus ihrer Heimat vertrieben, fanden sie Zuflucht in zahlreichen Orten von Uruguay über Palästina bis nach Kenia und Neuseeland. Mindestens 44 Weidener Juden wurden ermordet. 

Nach dem Krieg wurde Weiden vorübergehend zu einem Zentrum von Holocaust-Überlebenden, die zumeist aus Polen stammten. Einer von ihnen, der in Weiden blieb, war Hermann Brenner. Er hatte große Teile seiner Familie in der Schoa verloren und betrieb nun in Weiden zunächst einen Buchhandel und danach ein erfolgreiches Textilgeschäft. Gleichzeitig begann er die örtliche jüdische Gemeinde aufzubauen und war auch lange Zeit im Präsidium des Landesverbands Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern aktiv. 2013 wurde zu Ehren seines Lebenswerks – er stand mehr als vier Jahrzehnte als Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde der Stadt vor – der Hermann-Brenner-Platz am Bildungscampus eingeweiht. Die kleine Jüdische Gemeinde Weiden organisierte Gottesdienste und Religionsunterricht und war ein alltäglicher Treffpunkt für ihre Mitglieder. Ihre Mitgliederzahl sank in den achtziger Jahren auf unter 50, wuchs aber durch die Zuwanderer nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf über 200 an. 

Bis heute ist die Familie von Hermann Brenner in Weiden präsent, sei es durch das Buch seiner 2020 verstorbenen Frau Henny Brenner, Das Lied ist aus, den Fotoversand seines Sohnes Leonhard Brenner oder die Vorträge seines Sohnes Michael Brenner, ein weltweit bekannter Professor der Jüdischen Geschichte und Kultur mit Lehrstühlen in München und Washington, dessen akademische Karriere mit einer Studie zum Jüdischen Alltag im Nationalsozialismus – Am Beispiel Weiden – begann. 

Die im Jahre 1953 offiziell wiedergegründete Israelitische Kultusgemeinde Weiden ist auch heute noch aktiv, wenn auch unter anderem Namen: Jüdische Gemeinde Weiden. Sie unterhält neben der Synagoge in der Ringstraße einen jüdischen Friedhof, der 2011 erweitert wurde. Eine Besonderheit der Gemeinde sei noch erwähnt: Gesa Shira Ederberg, heute Rabbinerin der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, übernahm im Jahre 2003 als zweite Frau deutschlandweit das Amt einer Rabbinerin, und zwar in Weiden. 

Share by: