Levi Löb Strauss

Wie bayerisches Sackleinen zum amerikanischen Symbol wurden –

Die Erfolgsgeschichte von Levi Strauss

In dem kleinen Ort Buttenheim bei Bamberg lebte über Generationen hinweg die Familie des jüdischen Kleinwarenhändlers Hirsch Strauß. Buttenheim lag an der Kreuzung der Handelswege von Regensburg nach Magdeburg und vom Steigerwald in die Fränkische Schweiz. Hirsch Strauß hatte sieben Kinder und besaß ein Stoff- und Kurzwarengeschäft. Die Familie wohnte in der Marktstraße 33.


Da sein Laden nicht in der Nähe der lauten Einkaufsstraßen lag, brachte er kaum Geld ein. Der Handel von Tür zur Tür war beinahe die Haupteinnahmequelle für die Familie. Der Vater weihte seinen mittleren Sohn Löb in das Familiengeschäft ein. 


Der am 26. Februar 1829 geborene Löb war ein aufgeweckter und kräftiger Junge, also schulterte er die Warenkiste und ging damit überall hin, wo er etwas verkaufen konnte. In eine besonders schwierige finanzielle Situation geriet die Familie, als Vater Hirsch starb. Es gab nur einen Ausweg - nach Amerika auszuwandern, wo die beiden älteren Brüder bereits waren.

Nach den Regeln der damaligen Zeit musste lange vor der Abreise eine Anzeige in einer lokalen Zeitung geschaltet werden. Dies geschah, damit die Gläubiger, falls nötig, Zeit hatten, die Schulden bei den auswandernden Personen einzutreiben.


Mit einer Kiste voller Waren zog Löb durch die Straßen seines Heimatortes Buttenheim und bot Fremden und Bekannten Stoff und Garn, Papier und Stifte, Sackleinen und Knöpfe an. Die Hausfrauen kannten den jungen Mann bereits gut und spähten aus den Fenstern, um mit ihm ins Gespräch zu kommen

- Aus dem Sackleinen, den wir vor einem Jahr bei euch gekauft haben, hat mein Mann eine Schürze genäht, - rief ihm die Frau des Metzgers zu. - Diese Schürze nutzt sich gar nicht ab! Wenn du nur ausdenken könntest, wie man Bänder an der Schürze befestigt!

„Diese Bänder sind die stärksten, die es gibt", antwortete der schlagfertige Bursche, "ich verkaufe einen Meter davon für zwei Pfennige. Und die Bänder können mit Knöpfen befestigt werden. Hier ist eine Schachtel mit stabilen Knöpfen für 5 Pfennig“...

„Heute steht in der Zeitung, dass ihr weggeht", sagte der rothaarige Schleifer und drehte mit seinen Füßen ein schweres Steinrad. „Wie auch immer, in Amerika wirst du keine besseren Messer als die von Sollingen finden.“

„Also, ich werde in Bamberg eine Menge von Sollingen Messern kaufen und verkaufen sie in Amerika Stück für Stück“, gab Löb nicht auf. „Sie werden noch von uns hören!“

„Es ist richtig, irgendwo muss man anfangen!“, nickte der Schleifer ihm zu.

 „Und der Anfang ist schon gemacht, schau...“

Und Löb zeigte stolz allen Schaulustigen einen grünen Ein-Dollar-Schein, den ihm seine Brüder aus Amerika als Glücksbringer geschickt hatten.

„Lass mich mal den Schein anfassen“, bat die Metzgersfrau, „solches Geld habe ich noch nie gesehen...“

Vermutlich nicht Wort für Wort, aber sehr ähnliche Gespräche dürfte ein zukünftiger Millionär auf den Straßen seiner Heimatstadt geführt haben, als er mit Stoffen und Kurzwaren hausieren ging.

Am 4. Juni 1847 waren die Reisepässe fertig und die Familie überquerte den Ozean. Zu diesem Zeitpunkt war Löb 18 Jahre alt.


In den Vereinigten Staaten änderte Löb seinen Namen zu Levi. Bei der Arbeit in der Werkstatt seiner Brüder in New York erlernte er schnell das Handwerk. 1853 zog Levi Strauss mit seinen Brüdern nach San Francisco, wo er ein Kurzwarengeschäft eröffnete und die Firma Levi Strauss & Co gründete. Wahrscheinlich hätte er sein Leben mit dem Segeltuchhandel verbracht, (das ihn sehr an das graue Sackleinen aus dem Geschäft seines Vaters in seinem Heimatort Buttenheim erinnerte) gäbe es da nicht einen Brief von Jacob Davis, in dem er sich über die unzureichende Stärke der Taschen der von seiner Firma verkauften Overalls beschwerte. Der Briefschreiber schlug vor, Messingnieten zur Verstärkung der Taschen zu verwenden.

Am 20. Mai 1873 erhielten Levi Strauss und Jacob Davis das Patent #139.121 und die Produktion und der Verkauf von Jeans mit Nieten nahmen ihren Lauf. Damals waren in Kalifornien bereits Goldvorkommen gefunden worden. Sowohl Hosen als auch Jacken mit Nieten waren vor allem bei Goldgräbern gefragt: Sie steckten Goldbarren und goldhaltiges Gestein in ihre Taschen, und die Taschen herkömmlicher Kleidung konnten so viel Gewicht nicht tragen. Die von Levi Strauss erfundenen Jeans verkauften sich millionenfach.


Hätten sie den Gang der Geschichte erahnt, würden die Metzgersfrau und der rothaarige Schleifer den Jungen Löb sicherlich bitten, eines von seinen Waren zu signieren: solch ein Exemplar wäre bei jeder Auktion ein Vermögen wert!


Unsere Referenz

Strauss wurde unter dem Namen Löb Strauss im oberfränkischen Buttenheim bei Bamberg als Sohn jüdischer Eltern am 26. Februar 1829 geboren. Sein Vater, Hirsch Strauss, ein armer Hausierer, starb an Tuberkulose, als Löb 16 Jahre alt war. Die vielköpfige Familie geriet in wirtschaftliche Not. 1847 wanderte seine Mutter Rebecca mit den jüngsten Kindern – ihm und zwei seiner Schwestern – nach Amerika aus.

Levi Strauss und aus Riga stammende Schneider Jacob Davis erhielten am 20. Mai 1873 das Patent für Waist Overalls. Die vernieteten Waist Overalls stießen auf eine riesige Nachfrage. Zwei Fabriken produzierten diese Hosen. Zehn Jahre später waren bereits 535 Angestellte für das Unternehmen tätig.

Im Jahr 1902 starb der Textilproduzent Levi Strauss unerwartet in seinem Haus in San Francisco. 


© - Viktor Fishman

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